Die Walküre
I. Aufzug
I. AUFZUG
Das Innere eines Wohnraumes – „Hunde und Wölfe“
Die auf die Geschehnisse im Rheingold folgende Nacht. Sturmwind brachte eine alte Esche in Wotans Besitzungen zu Fall. Sie stürzte auf das Haus Hundings, der in Wotans Diensten steht. Der Wachmann eilt, die ausgefallene Stromversorgung wiederherzustellen, und lässt seine erschöpfte Frau, die Wotanstochter Sieglinde, mit dem eindringenden Wasser allein zurück. Sie erwartet ein Kind. Das Unwetter treibt noch einen weiteren Eindringling ins Haus: Siegmund kehrt als unsteter „Wölfling Wehwalt“ an den Ort seiner Herkunft zurück. Seine Zwillingsschwester Sieglinde, die den Bruder seit Kindertagen nicht mehr gesehen hat, erkennt ihn zunächst nicht, bietet dem Zuflucht Suchenden jedoch Obdach und trockene Kleidung. Siegmund rührt mit Erzählungen aus seiner vorgeblichen Vergangenheit das Herz Sieglindes. Der zurückgekehrte Hunding ist freilich nicht blind für die vielsagenden Blicke zwischen den Geschwistern und nicht taub für die rechtswidrigen Handlungen, die aus den Worten des Fremden sprechen. Seinerseits das Gastrecht wahrend, fordert er von Siegmund für den nächsten Tag Rechenschaft. Verzweifelt blickt Siegmund seinem widrigen Schicksal entgegen und auch Sieglinde betreibt Seelenschau. Begeistert erdenkt sie sich in Siegmund ihren Gefährten und vertraut ihm schließlich ihr Innerstes an. Durch das Zusammensetzen der Puzzleteile mündet das ungeahnte Aufeinandertreffen der Geschwister in der Erkenntnis ihrer beider Abstammung und öffnet die Tür zu ihrer gemeinsamen Kindheit. In ihren einstigen Kinderzimmern entdecken sie beglückt die Rituale von früher wieder und geben sich scheinbar ungefährdet dem Taumel des Wiedersehens hin. Doch die Wirklichkeit zwingt sie zur Flucht.
Die Walküre
II. Aufzug
II. AUFZUG
Wildes Felsengebirg – „Der Wille unseres Vaters“
Der nächste Morgen. Im Atrium findet sich die Großfamilie an Freias Sarg ein, die die Umstände ihrer Entführung nicht verwinden konnte. Frohgemut umarmt hingegen Wotan die eintreffende Brünnhilde, seine erklärte Lieblingstochter unter all seinen außerehelichen Nachkommen. Auf sie setzt er nun seine Hoffnung. Fricka dämpft den vorschnellen Eifer ihres Gemahls und bedrängt ihn mit der Unzahl seiner Vergehen. Hunding steht ihr als verzagter Zeuge seines jüngst erlittenen Ehebruchs zur Seite. Von der Last seiner Verantwortung erdrückt, muss sich Wotan ohnmächtig der Forderung seiner Frau beugen und die tödliche Bestrafung seines Sohnes Siegmund zulassen. Frickas Sieg lässt Wotan gebrochen zurück. Der tröstenden Brünnhilde, seiner willens- und wesensverwandten Tochter, offenbart er ungehemmt seine drückenden Nöte und weiht sie in seine geheimen Pläne ein. Sie entscheidet sich allerdings, den Wünschen ihres Vaters gerade durch Nichtbeachtung seiner Befehle zu entsprechen. Vorerst muss sie sich jedoch seinen Anordnungen fügen.
Das wiedergefundene Geschwisterpaar flüchtet in Walhalls Leere, wo Siegmund die von Schuldgefühlen und Wehen geplagte Sieglinde notdürftig bettet. In einem Akt des Mitgefühls nimmt er ihr Ungeborenes als sein Kind an und bewacht ihren unruhigen Schlaf. Der unter Zwang handelnden Brünnhilde fällt nun zu, Siegmund seinen bevorstehenden Tod mitzuteilen. Doch er will das ihm zugeteilte Schicksal nicht akzeptieren, eher noch Sieglinde samt ihrer Leibesfrucht mit in den Tod reißen. Überwältigt verspricht Brünnhilde, ihrem Halbbruder beizustehen. Dunkle Geheimnisse um die Umstände der Zeugung verfolgen Sieglinde, die in Geburtswehen zu ihrem Wälsungenkind liegt. Im folgenden Kampf mit Hunding scheint Siegmund zu siegen, doch Wotans unerwartetes Eingreifen kostet seinen Sohn das Leben. Brünnhilde flieht mit der kurz vor der Entbindung stehenden Sieglinde vor Wotans maßloser Wut.
Die Walküre
III. Aufzug
III. AUFZUG
Auf dem Gipfel eines Felsberges – „Nachfolgen und Abtritte“
Kurz darauf. Ein eleganter Warteraum. Acht Töchter Wotans, dem Jugend- und Schönheitskult frönend, vertreiben sich mit zotigen Gesprächen auf ihren Polstermöbeln die Zeit bis zur nächsten Sensation. Auch ihre Bewacher und Bediensteten sind von den derben Späßen der Damen nicht ausgenommen. Da hinein platzt Brünnhilde mit der atemlosen Sieglinde und ihrem Neugeborenen und bittet um rasche Hilfe. Aufgeschreckt machen ihr die Halbschwestern Platz. Sieglinde wird überredet, mit ihrem Kind, das den Namen Siegfried tragen soll, vor der Rache Wotans zu fliehen. Tief berührt kehrt sie dieser Welt den Rücken, während Brünnhilde standhaft die Ankunft ihres zornigen Vaters erwartet. Vor aller Augen klagt Wotan die verstummte Lieblingstochter an. Ihre eigenmächtige Fehldeutung des Vaterwillens verlange nach Ausstoßung aus der Dynastie. Erbost vertreibt der zürnende Vater die anderen Töchter aus seinem Haus.
Allein mit Brünnhilde, kommt es zur letzten Aussprache. Ihr unangebrachtes Mitgefühl hat seine Erwartungen enttäuscht. Doch Brünnhilde soll nicht vergehen. Obwohl Wotan die Chance auf erfolgreiche Weiterführung seiner Familie und seines Unternehmens fahren lassen muss und sein System nicht mehr aufrecht erhalten kann, soll Brünnhilde, zwar unbeschadet, doch in Einsamkeit die Zeiten überdauern. Wotan wird seine Tochter nie wieder sehen und tritt von seinen Verpflichtungen zurück. Seiner Verantwortungen entledigt, wartet eine neu gewonnene Freiheit auf den traurigen Gott. Die zufriedengestellte Fricka erscheint zum versöhnlichen Rendezvous. Aber ihr Mann lässt sie stehen – und sein altes Leben hinter sich. Das Ende einer Ära.
Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung | Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024) |
Regie | Valentin Schwarz |
Bühne | Andrea Cozzi |
Kostüm | Andy Besuch |
Dramaturgie | Konrad Kuhn |
Licht |
Reinhard Traub (2022), Nicol Hungsberg (2023) |
Video |
Luis August Krawen |
Fotos |
Enrico Nawrath |