I. AUFZUG Die Halle der Gibichungen am Rhein, dann: die Felsenhöhe wie im Vorspiel – „Niedertracht“
Der vom einstigen Freund enttäuschte Hagen dürstet nach furchtbarer Rache. Die neuen Besitzer Walhalls, Gunther und Gutrune, sind den Ratschlägen ihres Halbbruders Hagen verfallen. Leichtgläubig hoffen die beiden Singles auf Trophäen. Man empfängt Siegfried, der Hagen nicht erkennt. Leichthin entsagt Siegfried seinen ungeliebten Ehe-Eiden und verliert sich in Begehr nach Gutrune. Überschwänglich – doch zu Granes Schaden – nimmt ihn Gunther in den vergifteten Bruderbund auf, ehe die beiden zu Brünnhilde aufbrechen, um sie nun für Gunther als Braut zu erringen. Hagen bleibt zurück zur gewaltvollen Wacht. Zurück bei Brünnhilde. Die Einsamkeit der Alleinerziehenden wird durch den unerwarteten Besuch ihrer Schwester Waltraute unterbrochen. Vergeblich gemahnt sie Brünnhilde an einstige Verpflichtungen gegenüber ihrer Herkunft. Waltrautes Wahn wird schnell deutlich: Sie will Brünnhilde das Liebste entreißen, aber Brünnhilde kann sich ihrer erwehren im unerschütterlichen Vertrauen auf Siegfrieds Liebe. Hoffnungsvoll schickt sie ihr Kind den Geräuschen ihres heimkehrenden Gatten entgegen; doch sie wird bitter getäuscht: Gunther gewinnt Gewalt über das Kind und zwingt Brünnhilde, ihren zähen Widerstand aufzugeben. Unter Siegfrieds feigen Augen ist sie den beiden ausgeliefert. Das Dunkel übermannt sie.
Götterdämmerung
II. Aufzug
II. AUFZUG Uferraum – „Kriegsfall und Hochzeit“
Zerquält lauscht Hagen den verderblichen Einflüsterungen seines einstigen Adoptivvaters Alberich. Doch dieser muss den zweifelnden Hagen unerlöst verlassen. Der zurückgekehrte Siegfried reißt Hagen aus seinen Gedanken. Gutrune verführt ihren neugewonnenen Ehemann, und Hagen bleibt mit dem Kind, dessen Los dem seinen so sehr ähnelt, zurück. Höhnisch ruft er die belustigten Festgäste zum bevorstehenden „Krieg“ und schwört sie auf eine Linie gegenüber der neuen Hausherrin ein. Alle verstummen jedoch in Unbehagen, als ihnen Gunther seine gedemütigte Braut Brünnhilde vorstellt. Ihre lautstarke Empörung in voller Kenntnis des Verrats nötigt Siegfried zu einer öffentlichen Entgegnung. Tief erniedrigt, schwört Brünnhilde ihrerseits den Eid, die Wahrheit zu sagen. Siegfried flüchtet mit der Gesellschaft und schreitet zur Hochzeit. Fassungslos angesichts Siegfrieds Kränkung bleibt Brünnhilde zurück. Mord müsse das Unrecht sühnen, wird im Pakt mit Hagen und dem verängstigten Gunther beschlossen. Rachedurstig verbannt Brünnhilde auch die Mutterliebe aus ihrem Herzen.
Götterdämmerung
III. Aufzug
III. AUFZUG Wildes Wald- und Felsental am Rheine – „Schlussstriche und Ausklänge“
Der Morgen nach der Hochzeit. Im verödeten Bassin wirft Siegfried mit seinem Kind in trüben Pfützen seine Angel aus. Verirrt und verwirrt umschwirren ihn drei Frauen von einst, vom Alter gezeichnet. Sie umwerben ihn und fordern sein Kind, doch er lacht über ihre Avancen und Verwünschungen. Der Spuk endet. Hagen erreicht mit Gunther und den Mannen den fahrigen Angler. Absichtsvoll drängt er Siegfried, aus seinem Leben zu erzählen, und sich so seiner Schuld bewusst zu werden. Siegfried gerät immer mehr in den Strudel seiner Erinnerungen und begreift schließlich auch den Grund für Hagens Verletzung. Dieser streckt ihn in dem Moment nieder, als Siegfried in seinem eingeschlafenen Kind die Liebe zu Brünnhilde wiedererschaut. Hagen nimmt das Kind dem Toten ab. Verstört entfernen sich die Gibichungen. Brünnhilde erscheint aus dem Hintergrund. Angesichts des Ablebens ihres Geliebten spricht sie ein letztes Mal das Urteil über das Geschehene, ehe sie mit allem abschließt. Verklärt schmiegt sie sich an ihren toten Helden und überlässt sich einem Ende ohne Hinterlassenschaft und Nachkommen. Die Konsequenzen der Vergangenheit sollen nicht mehr in die Zukunft reichen. Der Grundstein für Neues ist gelegt.
Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung
Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024)