I. AUFZUG Das Innere eines Wohnraumes – „Hunde und Wölfe“
Die auf die Geschehnisse im Rheingold folgende Nacht. Sturmwind brachte eine alte Esche in Wotans Besitzungen zu Fall. Sie stürzte auf das Haus Hundings, der in Wotans Diensten steht. Der Wachmann eilt, die ausgefallene Stromversorgung wiederherzustellen, und lässt seine erschöpfte Frau, die Wotanstochter Sieglinde, mit dem eindringenden Wasser allein zurück. Sie erwartet ein Kind. Das Unwetter treibt noch einen weiteren Eindringling ins Haus: Siegmund kehrt als unsteter „Wölfling Wehwalt“ an den Ort seiner Herkunft zurück. Seine Zwillingsschwester Sieglinde, die den Bruder seit Kindertagen nicht mehr gesehen hat, erkennt ihn zunächst nicht, bietet dem Zuflucht Suchenden jedoch Obdach und trockene Kleidung. Siegmund rührt mit Erzählungen aus seiner vorgeblichen Vergangenheit das Herz Sieglindes. Der zurückgekehrte Hunding ist freilich nicht blind für die vielsagenden Blicke zwischen den Geschwistern und nicht taub für die rechtswidrigen Handlungen, die aus den Worten des Fremden sprechen. Seinerseits das Gastrecht wahrend, fordert er von Siegmund für den nächsten Tag Rechenschaft. Verzweifelt blickt Siegmund seinem widrigen Schicksal entgegen und auch Sieglinde betreibt Seelenschau. Begeistert erdenkt sie sich in Siegmund ihren Gefährten und vertraut ihm schließlich ihr Innerstes an. Durch das Zusammensetzen der Puzzleteile mündet das ungeahnte Aufeinandertreffen der Geschwister in der Erkenntnis ihrer beider Abstammung und öffnet die Tür zu ihrer gemeinsamen Kindheit. In ihren einstigen Kinderzimmern entdecken sie beglückt die Rituale von früher wieder und geben sich scheinbar ungefährdet dem Taumel des Wiedersehens hin. Doch die Wirklichkeit zwingt sie zur Flucht.
Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung
Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024)