II. AUFZUG Wildes Felsengebirg – „Der Wille unseres Vaters“
Der nächste Morgen. Im Atrium findet sich die Großfamilie an Freias Sarg ein, die die Umstände ihrer Entführung nicht verwinden konnte. Frohgemut umarmt hingegen Wotan die eintreffende Brünnhilde, seine erklärte Lieblingstochter unter all seinen außerehelichen Nachkommen. Auf sie setzt er nun seine Hoffnung. Fricka dämpft den vorschnellen Eifer ihres Gemahls und bedrängt ihn mit der Unzahl seiner Vergehen. Hunding steht ihr als verzagter Zeuge seines jüngst erlittenen Ehebruchs zur Seite. Von der Last seiner Verantwortung erdrückt, muss sich Wotan ohnmächtig der Forderung seiner Frau beugen und die tödliche Bestrafung seines Sohnes Siegmund zulassen. Frickas Sieg lässt Wotan gebrochen zurück. Der tröstenden Brünnhilde, seiner willens- und wesensverwandten Tochter, offenbart er ungehemmt seine drückenden Nöte und weiht sie in seine geheimen Pläne ein. Sie entscheidet sich allerdings, den Wünschen ihres Vaters gerade durch Nichtbeachtung seiner Befehle zu entsprechen. Vorerst muss sie sich jedoch seinen Anordnungen fügen. Das wiedergefundene Geschwisterpaar flüchtet in Walhalls Leere, wo Siegmund die von Schuldgefühlen und Wehen geplagte Sieglinde notdürftig bettet. In einem Akt des Mitgefühls nimmt er ihr Ungeborenes als sein Kind an und bewacht ihren unruhigen Schlaf. Der unter Zwang handelnden Brünnhilde fällt nun zu, Siegmund seinen bevorstehenden Tod mitzuteilen. Doch er will das ihm zugeteilte Schicksal nicht akzeptieren, eher noch Sieglinde samt ihrer Leibesfrucht mit in den Tod reißen. Überwältigt verspricht Brünnhilde, ihrem Halbbruder beizustehen. Dunkle Geheimnisse um die Umstände der Zeugung verfolgen Sieglinde, die in Geburtswehen zu ihrem Wälsungenkind liegt. Im folgenden Kampf mit Hunding scheint Siegmund zu siegen, doch Wotans unerwartetes Eingreifen kostet seinen Sohn das Leben. Brünnhilde flieht mit der kurz vor der Entbindung stehenden Sieglinde vor Wotans maßloser Wut.
Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung
Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024)