III. AUFZUG Auf dem Gipfel eines Felsberges – „Nachfolgen und Abtritte“
Kurz darauf. Ein eleganter Warteraum. Acht Töchter Wotans, dem Jugend- und Schönheitskult frönend, vertreiben sich mit zotigen Gesprächen auf ihren Polstermöbeln die Zeit bis zur nächsten Sensation. Auch ihre Bewacher und Bediensteten sind von den derben Späßen der Damen nicht ausgenommen. Da hinein platzt Brünnhilde mit der atemlosen Sieglinde und ihrem Neugeborenen und bittet um rasche Hilfe. Aufgeschreckt machen ihr die Halbschwestern Platz. Sieglinde wird überredet, mit ihrem Kind, das den Namen Siegfried tragen soll, vor der Rache Wotans zu fliehen. Tief berührt kehrt sie dieser Welt den Rücken, während Brünnhilde standhaft die Ankunft ihres zornigen Vaters erwartet. Vor aller Augen klagt Wotan die verstummte Lieblingstochter an. Ihre eigenmächtige Fehldeutung des Vaterwillens verlange nach Ausstoßung aus der Dynastie. Erbost vertreibt der zürnende Vater die anderen Töchter aus seinem Haus.
Allein mit Brünnhilde, kommt es zur letzten Aussprache. Ihr unangebrachtes Mitgefühl hat seine Erwartungen enttäuscht. Doch Brünnhilde soll nicht vergehen. Obwohl Wotan die Chance auf erfolgreiche Weiterführung seiner Familie und seines Unternehmens fahren lassen muss und sein System nicht mehr aufrecht erhalten kann, soll Brünnhilde, zwar unbeschadet, doch in Einsamkeit die Zeiten überdauern. Wotan wird seine Tochter nie wieder sehen und tritt von seinen Verpflichtungen zurück. Seiner Verantwortungen entledigt, wartet eine neu gewonnene Freiheit auf den traurigen Gott. Die zufriedengestellte Fricka erscheint zum versöhnlichen Rendezvous. Aber ihr Mann lässt sie stehen – und sein altes Leben hinter sich. Das Ende einer Ära.
Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung
Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024)