Vor brennendem Kamin lagert der greise Fafner als Hausherr auf seinem Totenbett – er will und kann nicht sterben. Ihm stets zur Seite wacht Hagen, der pflegende Beutesohn, um den er einst den Bruder erschlug. Alberich kündigt sich an. Seit jeher wartet er auf Fafners Tod, um Hagen auf seine Seite zu bringen. Auch Wotan erscheint unverhofft nach Jahren der Trennung. Im Gespräch der beiden Brüder äußern sich die Unterschiede ihrer Wesensarten: Während Wotan vordergründig gelassen das Geschehen beobachtet, giert Alberich noch immer nach Macht. Doch vorerst sind beide Verlierer der Geschichte: Fafner hegt kein Interesse an Einsicht oder Veränderung. Mime trifft in großer Erregung mit dem verkaterten Siegfried ein. Vom Ziehvater kurzerhand alleine gelassen, öffnet sich Siegfried seiner Mitwelt und bemerkt in Hagens Rolle bei Fafner eine tiefe Ähnlichkeit zu seiner eigenen Mime gegenüber. Mit dem Waldvogel, einer geplagten Pflegekraft, lotet er nach anfänglichen Missverständnissen bald persönliche Grenzen aus. Ihre Zweisamkeit bleibt nicht unbeobachtet: Fafner erhebt sich von seinem Lager; er überlebt das Aufeinandertreffen mit dem schuldlos-schuldhaften Siegfried nicht. Zwischen tatenlosen Beobachtern stirbt der Greis ohne jede Hilfeleistung. Schließlich findet Siegfried in Hagen einen Verbündeten. Ihr Mord an Mime besiegelt die Loslösung von der Vergangenheit und der Waldvogel weist ihnen den Weg zu neuen Abenteuern.
Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung
Cornelius Meister (2022), Pietari Inkinen (2023), Philippe Jordan (2024)